Die Frage der Gnade wird von der sogenannten christlichen Religionsgemeinschaft und sogar von wahren Kindern Gottes unterschiedlich interpretiert. Manche entleeren sie aus fleischlicher Angst nicht nur vor der Sünde, sondern auch vor dem Genuss aller Arten von Lastern. Andere hingegen dehnen ihre Bedeutung auf etwas aus, was sie nicht ist, um ihr Gewissen zu beruhigen, während sie sich verschiedenen Erscheinungsformen des Fleisches hingeben. Ob wir nun in das eine oder andere Extrem verfallen, wir müssen uns vor dem Fleisch hüten. Lasst uns im Reich des Geistes verweilen und diese Anweisung des Petrus im Herzen behalten: „Seid nüchtern und wachet; denn euer Widersacher, der Teufel, gehet umher wie ein brüllender Löwe und suchet, welchen er verschlinge.“ (1. Petrus 5:8).
Der Ursprung der Gnade
„Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch JEsum Christum worden. Niemand hat GOtt je gesehen. Der eingeborne Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat es uns verkündiget.“
„Also ist das Gesetz unser Zuchtmeister gewesen auf Christum, daß wir durch den Glauben gerecht würden. Nun aber der Glaube kommen ist, sind wir nicht mehr unter dem Zuchtmeister.“
Gott lässt uns durch sein Wort verstehen, dass das Gesetz, das eine gute Sache ist, uns zu einem bestimmten Zweck gegeben wurde: um uns unsere Unfähigkeit aufzuzeigen, Gott zu folgen und ihm zu gefallen, egal wie sehr wir uns bemühen und wie gut unser Herz ist. Einfach, weil wir, oder vielmehr unser Fleisch, von Natur aus unfähig ist, ihm zu gefallen. Dieses Gesetz, das unsere Unfähigkeit, Gott zu folgen, deutlich machen sollte, hatte letztlich das Ziel, unsere Herzen für die Aufnahme Christi zu öffnen, als er erschein würde; er, der allein ist Gott wohlgefällig, er, der allein kann uns, indem er uns mit seinem Geist tauft und seinen Geist in uns wohnen lässt, Gott wohlgefällig machen. Wie es geschrieben steht: „ ... Christus in euch, der da ist die Hoffnung der Herrlichkeit“ (Kolosser 1,27).
Das Leben der Gnade
Alle Jünger Christi wissen, dass Erlösung durch Gnade erlangt wird, doch vielen ist nicht bewusst, dass sie nicht nur auf diese Weise erlangt, sondern auch erfahren wird. Tatsächlich heiligt die Gegenwart Christi weder unsere Werke noch gibt sie unserem Fleisch die Kraft, dem Herrn endlich nachfolgen zu können. Vielmehr bestätigt die Gnade die Unfähigkeit des Fleisches, Gott nachzufolgen. Sie bringt unseren alten Menschen durch die Identifikation mit Christus ans Kreuz. Sie pflanzt den Geist Christi in unseren Geist ein. Sie schenkt uns die Fähigkeit, das Leben Christi zu leben. Es ist also nicht unser Leben an sich, das Gott gefällt, sondern das Leben seines Geistes in uns, das entfaltete Leben Christi in uns. Es ist daher unmöglich, Gott zu gefallen, solange wir uns diesem Geist Gottes nicht unterwerfen und ihm nicht das Ruder unseres Lebens überlassen. Nur der Geist Christi kann von nun an die Sünde in unserem Leben überwinden, nur dieser Geist Christi kann uns befähigen, Gott im Geiste und in der Wahrheit anzubeten: Anbetung, Dienst, Heiligung und ein Leben, das Gott gutheißt, sind nur solche des Heiligen Geistes inuns.
Glaubensprüfungen
Das Glaubensleben ist voller Prüfungen, und es ist die Haltung, die wir ihnen gegenüber einnehmen müssen, die seit der Gründung der Kirche zur Zeit der Apostel zu Debatten führt. Doch wir könnten uns berechtigterweise fragen: Warum müssen wir uns immer noch Prüfungen stellen, wenn wir doch bereits alles durch die Gnade erlangt haben? Tatsächlich sind wir im Laufe unseres christlichen Lebens unweigerlich mit verschiedenen Prüfungen konfrontiert; ihr Hauptziel ist es, die Gegenwart Christi in uns zu beweisen: als Zeugnis für unsere eigene Seele, aber auch für die Welt. Dies wird uns durch den Apostel Johannes in folgenden Worten deutlich offenbart: 1. Johannes 3,1-10.14-16.18-24